Print version template
ARCHIV 2006 - Februar 2014
Islam, Gender, Gesellschaftliche Transformation. Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierungen
Konferenz

Frauen haben in den gesellschaftlichen Transformationsprozessen des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts in der islamischen Welt eine wichtige Rolle gespielt. Häufig verbanden sie ihr Engagement mit der Hoffnung, nicht nur autoritäre politische Ordnungen, sondern auch asymmetrische Geschlechterordnungen zu verändern und die vielfältigen Diskriminierungen von Frauen zu beenden.  Trotz dieses Vorsatzes und der Anerkennung ihrer Verdienste in sozialen und politischen Bewegungen, beim Sturz von Diktatoren oder beim Aufbau demokratischer Strukturen konnten sie das Ziel, eine egalitäre Geschlechterordnung zu implementieren, bislang nirgendwo durchsetzen. Patriarchalische gesellschaftliche Strukturen, religiöse Rechtfertigungen gottgewollter Ungleichheit von Männern und Frauen und das Festhalten von Männern an Privilegien erwiesen sich als mächtige Hindernisse. Dazu kam die politische Unerfahrenheit der Aktivistinnen und Unsicherheiten im Hinblick auf die Legitimität der eigenen Ansprüche. Auch in den Revolutionen und Aufständen des „arabischen Frühlings“ ist evident, dass Aktivistinnen mit einer Vielzahl von Schwierigkeiten konfrontiert, ja sogar tätlichen Angriffen ausgesetzt sind. Versuche von Umwälzungen der Geschlechterordnungen werden von vielen Männern und traditionell orientierten Frauen als besondere Provokation empfunden und selbst viele männliche Revolutionäre haben Vorbehalte gegen eine gleichberechtigte Partizipation von Frauen. Im Rahmen der Konferenz möchten wir die Verläufe von Aufständen  und Revolutionen, aber auch Umbruchsituationen nach Interventionen und Dynamiken in Ländern miteinander vergleichen, die (noch) durch eine vergleichsweise Stabilität gekennzeichnet sind. Im Mittelpunkt stehen eine Analyse der politischen und kulturellen Rahmenbedingungen, die die Durchsetzung von Geschlechtergerechtigkeit befördern oder verhindern sowie die politischen Strategien von Aktivistinnen und Aktivsten. Ein besonderes Augenmerk soll auf die  Bedeutung von Religion und/oder lokalen Traditionen gelegt werden. Programm:Freitag, 2. Dezember 2011 10.00     Susanne Schröter (Frankfurt): Begrüßung    10. 30    Katajun Amipur (Zürich): "Wir sind die Hälfte der Bevölkerung Irans" - Frauen in der Grünen Bewegung    11.30     Sonia Zayed (Frankfurt): Tunesien zwischen Tradition und Moderne -Geschlechterdifferenz im Spannungsfeld zwischen Modernität und Islamisierung 12.30     Mittagspause 14.00     Monika Arnez (Hamburg): Geschlechtergerechtigkeit durch Revolution? Aktivistinnen im Spannungsfeld politischer, religiöser und kultureller Entwicklungen in Indonesien. 15.00     Andrea Fleschenberg (Qaid-e-Azam-Universität Islamabad): Grenzgängerinnen, Vorreiterinnen oder „Spielbälle“ interner und externer Kräfte? -  Parlamentarierinnen in Afghanistan 16.00     Kaffeepause 16.30     Elham Manea (Zürich): Gender and the politics of survival: The cases  of Kuwait and Yemen 17.30     Amelie Le Renard (Paris):  Women's movements and non-movements in Saudi Arabia Samstag, 3. Dezember 2011    10.00     Nadja-Christina Schneider (Berlin): Medien, Islam und Gender in Indien: Perspektiven der Geschlechtergerechtigkeit in der Minderheitensituation 11.00     Sebastian Sons (Berlin): Eine egalitäre Geschlechterordnung in Saudi-Arabien? Frauen als  Akteure des Wandels    12.00     Mittagspause 13.00     Osama Gharibeh (Freiburg): Arab spring. Reconsidering Jordanian women demands of gender equality at all levels 14.00     Roswitha Badry: Women empowerment in Yemen? On the potential dynamics of a socio-political protest movement Veranstaltungort: Forschungskolleg Humanwissenschaften Am Wingertsberg 4 61348 Bad Homburg vor der Höhe Anmeldung: Um Anmeldung wird gebeten bei Katja Rieck: katja.rieck@googlemail.comVeranstalter: Prof. Dr. Susanne Schöter, Exzellenzcluster "Herausbildung normativer Ordnungen" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Heinrich-Böll-Stiftung Hessen

 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung