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ARCHIV 2006 - Februar 2014
Erfahrungen von direkter Demokratie in Venezuela
Veranstaltungsreihe „Die neue politische Landkarte Lateinamerikas – Region im Wandel?“

Mit der Wahl der Regierung Hugo Chávez im Jahr 1998 begann eine neue Epoche venezolanischer Politik. Neben verschiedenen wirtschafts- und sozialpolitischen Weichenstellungen wurden auch die Institutionen des Landes verändert. So wurden mit der Verfassung aus dem Jahr 1999 Elemente direkter Demokratie etabliert. Die venezolanische „Democracia Participativa y Protagónica“ (Partizipative und Protagonistische Demokratie) äußert sich in Volksabstimmungen und direkten Partizipationsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene. Diese Strukturen befanden sich in den Folgejahren im stetigen Ausbau: Mit den „consejos comunales“ (Kommunalräte) schuf die venezolanische Regierung im April 2006 schließlich Foren, die am ehesten mit den Entscheidungsgremien einer Räterepublik vergleichbar sind. Für diese Institutionen sind rund 5% des venezolanischen Staatshaushalts vorgesehen. Natalia Brandler wird die Funktionsweise und die Ergebnisse dieser Entscheidungsmechanismen untersuchen. Dabei wird neben den „consejos comunales“ das jüngste Referendum zur Verfassungsreform im Mittelpunkt stehen, das im Dezember 2007 knapp scheiterte. Einen weiteren Schwerpunkt wird Natalia Brandler auf die Rolle der Frauen in der venezolanischen partizipativen Demokratie legen. Diese machen rund 70% der TeilnehmerInnen in den Räten aus und haben somit zentralen Einfluss auf die Entscheidungen. Der Vortrag von Natalia Brandler findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Die neue politische Landkarte Lateinamerikas – Region im Wandel?“, einem mehrjährigen Kooperationsvorhaben zwischen OneWorld Lectures und der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V. statt. Die Veranstaltungsreihe widmet sich regelmäßig aus fachlich fundierter Perspektive ausgewählten Problemen und aktuellen Themen der Region. Die Referentin: Prof. Dr. Natalia Brandler ist eine französisch-venezolanische Politikwissenschaftlerin. Ihre akademische Ausbildung absolvierte sie unter anderem an der Universidad Complutense in Madrid und an der University of Pittsburg. Im Jahr 2003 beendete sie an der University of Connecticut ihre Doktorarbeit über die Auswirkungen von Wahlsystemen auf die Repräsentation von Frauen am Beispiel der venezolanischen Kommunalwahlen. Seit 1986 arbeitet Natalia Brandler an der Universidad Simón Bolívar in Caracas. Von 2004 bis 2006 leitete sie dort das Institut für Lateinamerikastudien und übernahm anschließend die Koordination des weiterführenden Studiengangs im Bereich der Politikwissenschaften. Sie ist Vorsitzende der Nichtregierungsorganisation CAUCE, die auf lokaler Ebene politische Weiterbildungen für Frauen durchführt. Zu ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Consulting-Tätigkeit gehören die Themenfelder Wahlprozesse und Wahlsysteme, Regierbarkeit, Demokratie und Partizipation, sowie Geschlechterverhältnisse und politische Ungleichheiten. Termin: Dienstag, 13. Mai 2008  19.30 Uhr Veranstaltungsort: Eulensaal, Murhardsche Bibliothek
Brüder-Grimm-Platz 4 A, 34117 Kassel Veranstalter: Universität Kassel in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e. V. Weitere Informationen:http://www.international.uni-kassel.de/de/oneworld.html

 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung