Ohne Orte? Stadt und Urbanität
Öffentliche Gesprächsreihe "Eine Stadt für alle?"
»Für den Erwachsenen ist die Großstadt das, was für das Kind der Rummelplatz ist.« – So beschreibt der ungarische Schriftssteller Györgi Konrad die ungebrochene Faszination der modernen Metropole mit ihrer Dichte, Komplexität und Lebendigkeit. Auch heute, mehr als hundert Jahre nach den Stadterweiterungen der Gründerzeit, dient Urbanität als das Leitmotiv des Städtebaus wie auch der Stadtentwicklungspolitik.
Gegenüber den blumigen Versprechungen der heutigen Stadtentwicklung nimmt sich die Realität häufig ernüchternd aus, die Kritik an ihrer Monotonie und Beziehungslosigkeit wächst und scheint Alexander Mitscherlich postum recht zu geben: Die Planungsfehler der 1960er und 70er Jahre mit ihrer Trennung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit werden wiederholt, das Planungsparadigma der »autogerechten Stadt« scheint nach wie vor lebendig und die spezifische Ästhetik der Gegenwartsarchitektur befördert mit ihrer Kontextlosigkeit und ihren groben Rasterfassaden eher die monofunktionale Auflösung und Zerfaserung der Stadt als die Renaissance ihrer Urbanität.
Mit unseren Gästen möchten wir diskutieren, was wir eigentlich unter dem Zauberwort der Urbanität verstehen, welche sozialen, welche ästhetischen Bedingungen hat sie? Ist “Urbanität” eine Voraussetzung für eine inklusive Stadtpolitik? Und wie urban ist eigentlich Frankfurt am Main in seiner charakteristischen Zerrissenheit, als Stadt der Pendler und des Transits, der globalen Finanzwirtschaft und einer zunehmend ortlosen Dienstleistungs- und Wissensökonomie?
Diskussion mit
Susanne Heeg, Professorin für geographische Stadtforschung, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Dieter Bartetzko, Architekturkritiker, Kunsthistoriker, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Frankfurt am Main
Marie-Theres Deutsch, Architektin, u.a. Städtebaupreis für ihre Arbeit zur Frankfurter Mainuferpromenade, Frankfurt am Main
Moderation:
Rainer Schulze, Redakteur der Rhein-Main-Zeitung der FAZ, zuständig für Stadtplanung und Architektur
Termin und Ort:
Donnerstag, 26. September 2013, 19:30 Uhr Naxoshalle, Foyer Theater Willy Praml, Wittelsbacher Allee 29, Frankfurt am Main Achtung: Der Zugang zur Naxoshalle erfolgt zur Zeit wegen Umbaumaßnahmen über die Waldschmidtstraße. Veranstalter: Heinrich Böll Stiftung Hessen in Kooperation mit dem Theater Willy Praml auf Naxos. Im Rahmen des Verbundprojekts hochinklusiv - Zusammenalt in einer vielfältigen Gesellschaft des Heinrich-Böll-StiftungsverbundsRecht auf informationelle Selbstbestimmung?
Videoaufzeichnung der Veranstaltung am 27. Februar 2014 in Frankfurt/M.
_____________________________________________________________
Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung