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ARCHIV 2006 - Februar 2014
Fetisch Wirtschaftswachstum

Kann der Bann gebrochen werden?

Podiumsdiskussion

Seit dem Erscheinen des Club-of-Rome-Berichts „Grenzen des Wachstums“ 1972 ist klar geworden, dass das „westliche“ Wirtschaftsmodell, das im wesentlichen auf Wachstum, Zerstörung und Zukunftsvergessenheit gründet, keine Perspektive bietet, sollen die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten erhalten bleiben. Im Laufe der vergangenen 40 Jahre ist das Bewusstsein in breiten Bevölkerungsschichten dafür gewachsen, dass sich unsere Lebensweise dramatisch wird ändern müssen. Auf der anderen Seite halten knapp 90 % der bundesdeutschen Bevölkerung wirtschaftliches Wachstum für den Erhalt des erreichten Niveaus von Lebensqualität für (sehr) wichtig. Gleichzeitig halten ebenso viele Bürger/innen es für notwendig, wachsenden Wohlstand mit der Umwelt und einem sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen in Einklang zu bringen. Es ist somit zu konstatieren, dass viele Jahrzehnte Aufklärung über die zerstörerischen Auswirkungen des Wirtschaftswachstums sowohl zu kollektiven wie individuellen Einstellungsveränderungen geführt hat, dass aber auf der Ebene der tatsächlichen Handlungen der Erhalt zerstörerischer Wirtschaftsstrukturen, der davon abhängigen Arbeitsplätze, die Erwartung steigender Einkommen und Gewinne bei möglichst gleichbleibenden oder gar fallenden Preisen absolut prioritär geblieben sind – wider besseren Wissens! Warum bleibt das so? Warum lässt sich aus grundlegenden Einsichten keine ebenso grundlegende Reform unserer Wirtschafts- und Lebensweise realisieren? Welche Schritte wären dafür notwendig? Liegt es an unhintergehbaren psychologischen Grundeinstellungen? Liegt es an einer unzureichenden bzw. falsch gerichteten Wissensvermittlung? Könnte eine grundlegend andere Werte vermittelnde Medienarbeit handlungsleitend wirken? Oder sind die ökonomischen Zwänge einfach zu stark, um einen Umbau unseres Wirtschaftssystems erfolgreich durchführen zu können? Können systemische Veränderungen erst durchgesetzt werden, wenn es praktisch zu spät dafür ist? Mit: Thomas Gambke MdB, Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität", Berlin-Landshut Silke Helfrich Autorin und unabhängige Commons-Aktivistin, Jena Marco Puxi Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG), Berlin Moderation: Florian Schwinnhr2 kultur, Frankfurt/MainDienstag, 17. September 2013, 19 UhrHaus am Dom, Domplatz 3, Frankfurt/Main

 

Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung